Dorfkirche Lobbese
Treuenbrietzen (Potsdam-Mittelmark)
Die Kirche ist ein langgestreckter, spätromanischer Saalbau von Ende 12./Anfang 13. Jahrhundert. Die relativ große Feldsteinkirche besteht aus Kirchenschiff, eingezogenem Chor und Apsis. Die Kanzel stammt aus dem 17. Jahrhundert; an der Kanzeltreppe sind figürliche Malereien und Inschriften aus der Barockzeit zu sehen. Die Apsis wurde durch eine aufwändigere Ornamentik und intensivere Farbigkeit über den übrigen Kirchenraum hervorgehoben.
Die Jugendstilmalereien wurden eher zufällig entdeckt, als im Apsis- und Chorbereich die Farbe abblätterte. Dahinter kamen Blumenornamente, illusionistische Vorhangmalereien, ein Sternenhimmel sowie Spruchbänder zum Vorschein. Die Arbeiten stammten aus der Zeit um 1900 und wurden in den 1950er Jahren übermalt. Die Kirchengemeinde hat in Abstimmung mit dem Denkmalschutz beschlossen, die Malereien freilegen und restaurieren zu lassen.
Im Innenraum der Dorfkirche Lobbese wurden 2021 größere Befunde der Raumfassung aus der Zeit um 1900 freigelegt und dokumentiert. Die Befunde entsprechen einer zeitgenössischen Schwarzweiß-Aufnahme, die in der Kirche aufbewahrt wird. Die Sockelfläche der Apsis war mit einem illusionistisch gemalten Vorhang dekoriert, die Wandfläche darüber gequadert und die Apsiskalotte mit einem blauen Sternenhimmel gestaltet. Anhand der freigelegten Befunde soll diese Raumfassung im Chorraum und in der Apsis in Grundzügen rekonstruiert werden. Die polychrome und gestaltete Raumfassung von 1900 würde die Raumwirkung steigern und wäre ein angemessener Hintergrund für die barocke Kanzel und die gotische Sakramentsnische.
Die Jugendstilfresken sind ein künstlerischer Schatz für die gesamte Region, ihre Wiedergewinnung macht die Kirche zu einem einzigartigen Kleinod, die durch ihre unmittelbare Nähe zur Lutherstadt Wittenberg auch für deren Besucher attraktiv wird.